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SPIELT ZUM TANZ: CELAN

Die Performance basiert auf dem Stück "Plegaria" (dt. "Gebet"), einem vom Argentinier Eduardo Bianco 1929 komponierten Tango, der ebenso wie sein Schöpfer im nationalsozialistischen Deutschland auf großen Zuspruch stieß. Der Weg dieses Stückes führt bis hinein in die deutschen Todeslager, in denen "Plegaria" von Häftlingen als Begleitmusik für Arbeitsmärsche, Hinrichtungen und Folterungen gespielt werden musste. Missbrauchte Kunst und die Brutalität künstlerischer Entfremdung verbanden sich mit der Entwürdigung des Körpers. Seither heißt Biancos Komposition "El Tango de la muerte" (dt. "Tango des Todes").

'Spielt zum Tanz' ist ein Motiv aus Paul Celans verstörendem Gedicht "Todesfuge"  (vermutl. 1944/45). 1947 zunächst in einer rumänischen Übersetzung von Petre Solomon als "Tangoul Morții" (dt. "Todestango") publiziert, habe Celan, so die Forschung, auch die jüdischen Orchester im Sinn gehabt, als er die Schreckensästhetik des Textes entwarf. Celan konfrontiert die Erhabenheit poetischer Sprache und die literarischen Traditionen der jüdisch-christlichen Kultur radikal mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten.

'Spielt zum Tanz' ist Mahnung und Vergegenwärtigung zugleich. Kunst ist Ausdruck von Freiheit und Vielfalt, kann aber ebenso zum Mittel aggressiver symbolpolitischer Besatzung und menschlicher Unterdrückung werden. Auf diese Ambivalenz weist die Performance in frappierender Deutlichkeit hin. Das Theaterstück wurde in Dresden und auf dem Kunstfestival Holguín, Kuba, präsentiert.

Kreation und Regie: Cristian Javier Castaño

Fotografie: Iris Meusemann

Veranstalter: Cellex Stiftung

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